Glasmuseum Gnarrenburg
Das Glasmuseum in Gnarrenburg nimmt Sie mit auf eine Abenteuerreise in die Industriegeschichte des Teufelsmoors. Und wieder einmal verdankte die Region ihren Aufschwung dem Rohstoff Torf. 1750 wurde die erste Glasfabrik in Gnarrenburg gegründet. Das Brennmaterial erreichte die Fabrik über den den Oste-Hamme-Kanal, ohne den ein Warenverkehr nicht möglich gewesen wäre. Später, mit der Gründung weiterer Glasfabriken, wurden neue Transportwege erschlossen, denn ohne die Energie aus dem Torf wäre dieser frühe Industriestandort nicht entstanden.
Eine vorausschauende Planung der königlichen Regierung in Hannover legte vor fast 250 Jahren den Grundstein für eine Wirtschaftsentwicklung, die bis heute dem Standort Gnarrenburg internationale Bedeutung zukommen lassen sollte. Rechtsnachfolger der Glasfabriken ist heue die Brillant AG, ein weltweit bedeutender Leuchtenanbieter. Zwischen der ersten Gründung einer Glasfabrik und der modernen Zeit heute, liegt eine spannende Geschichte. Bevor wir starten, können Sie sich vorstellen, dass aus den Tiefen des Teufelsmoores einst bedeutende Firmen mit Glasverpackungen beliefert wurden? Unter Anderem ist Folgendes überliefert:
Milchflaschen für Russland und England, Glaskunst wie von der berühmten Insel Murano, die berühmte Maggi-Flasche wurde produziert oder per Brief wird angemahnt: „Wo denn die eine Million Kümmerling-Flaschen bleiben?“ Aber wie wurde es gemacht, wie produziert? Und welche Bedeutung kam den Torfabbau zu? Energie und nochmals Energie, ohne die es kein Glas geben kann, war in ungewöhnlicher Form nur durch den Torf zu gewinnen. Aber es war kompliziert. Erfindungsreichtum und unglaubliche Anstrengungen machten es möglich. Der Preis: Auf riesigen Flächen Moor wurde der Torf abgebaut. Alternativen gab es damals nicht, im Vordergrund stand die Bedeutung der Arbeit für das direkte Überleben.
Die nun folgende Reise durch die Zeit können Sie nacherleben im Glasmuseum Gnarrenburg. Schließen Sie die Augen und spüren Sie, wie die Entwicklung war von damals bis zu unserem Leben heute. Geschichte sind wir! Die erste Glashütte „Fahrenberger Hütte Amts Bremervörde 1753, wie die erste Firmenbezeichnung hieß, wurde auf einer Geestzunge errichtet, die von Bremervörde aus in das Moor hineinragte. Nur hier auf dem sandigen Untergrund war es fest genug, das Gebäude zu tragen. Der Standort war ideal gewählt, denn das Moor ringsherum konnte die Energie liefern. Nur drei Jahre nach der Gründung der Glashütte brach der Siebenjährige Krieg aus. Obwohl er weltweit zu Kriegshandlungen führte, kamen die Belastungen sogar in Gnarrenburg an. 1042 Fuhren Torf müsste die Fabrik als Brennmaterial abliefern, an Freund und Feind. Das junge Unternehmen konnte diesen Abfluss von Kapitel nicht verkraften, der Betrieb lief zunächst weiter, offenbar mit Verlust, denn die „Königliche Cammer“ ordnete die Schließung 1781 an.
Für 60 Jahre fiel die Region in die vorindustrielle Zeit zurück und für viele Menschen kam die Armut zurück. Erst 1846 gründeten Bremervörder Bürger die Marienhütte, nahe zum Oste-Hamme-Kanal gelegen. Das neben anderen berühmteste Produkt mit einem Weltpatent war der medizinische Tropfenzähler. Der Erfolg blieb nicht unbemerkt und es fanden sich Nachahmer und gründeten weitere Produktionsstätten. Es gab noch die Hansahütte, Gulauhütte und Carlshütte.
TiPP
Diese nur sehr kurze Einführung in eine spannende Historie einer Glasproduktion für die ganze Welt aus dem damals kleinen Moordorf Gnarrenburg kann hier nicht alles erklären. Besuchen Sie das absolut interessante Museum im alten Bahnhof Gnarrenburg und erleben Sie einen Wirtschaftskrimi, der Stoff für einen Film sein könnte. Von Worpswede aus ist das Museum in 15 Minuten Fahrt zu erreichen. Auch der Moorexpress hält direkt vor dem Museum. Hier können Sie einen Museumsbesuch als Etappe einplanen und mit dem nächsten Zug zurück nach Worpswde kommen.
Das Museum wird gemeinnützig von einem Verein betrieben. In liebevoller Begeisterung ist eine Sammlung zusammengestellt worden, die uns in diese alte Zeit entführt. Sehen Sie seltene und überraschende Exponate. TiPPS sagt Danke für die interessanten Informationen wünscht viel Erfolg bei der Bewahrung dieser unglaublichen Vergangenheit.
Glasmuseum Gnarrenburg Besichtigung
Die Ausstellungsstücke im Glasmuseum wirken auf den ersten Blick wie eine einzige große Sammlung. Jedoch zählt jedes Teil eine eigene Geschichte und es ist erstaunlich wie viele originale Objekte aus den vier Glasfabriken sich erhalten haben.
Nur eines der Beispiele für Produkte, die in alle Welt gingen: Eine Milchflasche für England, weit über 100 Jahre alt. Ähnliche Flaschen wurden nach Russland geliefert. Ca. 1.000 Arbeiter waren hier in Gnarrenburg tätig in der frühen Glasindustrie. Heute kaum zu glauben, Gnarrenburg lag bereits in seiner Historie an einem günstigen Ort. Durch die Weiten des unwegsamen Moores führte ein schmaler Gestrücken, der zu einem wichtigen Handelsweg wurde. Überliefert für diese Passage durch das Teufelsmoor ist der Name Ochsenweg. Ochsen waren als Zugtiere zwar gut geeignet, kräftig aber langsam. Pferde gab es für diese Aufgaben weniger, denn diese wurden oft für die Kriege dieser Jahrhunderte eingezogen. Die Standorte der Glasfabriken waren dennoch gut gewählt. Einerseits bildete der Ochsenweg eine Magistrale durch das Moor, zum anderen gewährleisteten die Kanäle und Flüsse im Teufelsmoor einen günstigen Schiffstransport. Brennmaterial in Form von Torf gab es reichlich und auch der benötigte Quarzsand konnte in der Nähe abgebaut werden. Dieser jedoch erfüllte nicht alle Anforderungen und wurde mehr und mehr durch Quarz aus weiter entfernten Quellen per Schiff bezogen.
Brenntorf für die Glasherstellung
Mit dem klassischen Brenntorf, der für das Heizen und Kochen ausreichte, konnte eine sichere Produktion von Glas nicht erreicht werden. Die Schmelztemperatur von Glas ist je nach Sorte zwischen 1.000 und 1.600 Grad. Brennmaterial mit höherem Energiewert, wie z.B. Kohle, hätte über zu weite Wege transportiert werden müssen. Die Standorte der Gnarrenburger Glashütten waren jedoch von mächtigen Torfschichten umgeben. Weil damit der Transport praktisch wegfiel, lohnte der Aufbau einer Gasanlage. Das brennbare Gas mit hohem Heizwert wurde nun zum Erhitzen der Glasschmelze verwendet. Wie die Anlage zur Gewinnung von Gas aus Torf funktioniert erfahren Sie im Glasmuseum Gnarrenburg.
Das Museum bietet wahre Schätze des Wissens aus alter Zeit. Auch wenn Sie, so wie hier, auf den ersten Blick nur in Form eines Planes zu sehen sind. Hinter den vielen Details verbergen sich oft Geschichten von kaum bekannter Dimension. Das Museum ist klein, das Wissen dahinter fast unendlich.