Lindenallee 1
27726 Worpswede
Öffnungszeiten:
Das Haus wird derzeit renoviert und kann nur von außen besichtigt werden.
Zugang über den großen Parkplatz in der Bergstrasse
Kaffee Verrückt
Fast möchte man sagen: „typisch für Worpswede“ im charmanten Sinne. Das Kaffee Verrückt wirkt wie aus einer fernen Zeit gefallen und doch ist es ein Ausdruck der Kunst und der Phantasie. Typisch deshalb, weil es bei den Besonderheiten der Architektur in Worpswede nicht nur beim Kaffee Verrückt blieb. In den Jahrzehnten nach dem Beginn Worpswedes als Künstlerkolonie entstanden in dem alten Bauerndorf eine Vielzahl an bemerkenswerten Bauwerken, die bis heute weltweit einmalig sind. Über die Moorbauern, Torfstecher und ihre Torfkähne ist die Zeit gegangen, sie alle gibt es heute so nicht mehr. Jedoch haben die Kunst, die Gestaltung und die Inspiration den Ort ab den Jahren um 1900 erobert. Das alles ist lebendig entstanden und hat bis heute ganze Generationen inspiriert.
Vielleicht ist das Kaffee Verrückt die eine große berühmte Besonderheit, die uns deutlich macht, was damals um 1920 möglich war. Bernhard Hoetger, der als kreativer Künstler auf vielen Gebieten seiner Kunst auch noch ungewöhnlich willensstark war, schuf das „Kaffee Worpswede“ ohne gezeichnete Pläne und nur nach einem kleinen Tonmodell, das er sich zur Anschauung modelliert hatte. Der Rest war reine Intuition während des Baufortschritts.
Das Kaffee Worpswede war gedacht als lebendiger Ort zur Vermarktung der Kunst und des Kunsthandwerks aus Worpswede. Das ungewöhnliche Haus sollte bereits damals als Sehenswürdigkeit Besucher und Touristen anziehen. Das ist Bernhard Hoetger dann auch mehr als gelungen.
Aber wie kam das Haus zu seinem inoffiziellen Namen „Kaffee Verrückt“? Das soll sich so zugetragen haben: Während des Bauarbeiten haben die Handwerker immer wieder mit Unverständnis auf die Gestaltungswünsche Hoetgers reagiert. Der Zimmermann wollte gerade bauen, rechte Winkel ansetzen und Hoetger wünschte das Gegenteil. Er bestellte schiefe Balken und keine Ecke oder Tür wurde als rechter Winkel ausgeführt. Schließlich beschwerten sich die Maurer, denn kein Stein durfte gleichmäßig sein oder etwa gerade eingebaut werden. Die Bauhandwerker, die nach allen Regeln der Baukunst arbeiten wollten, folgten schließlich dem Auftrag Hoetgers. Kaum aber drehte sich Hoetger um, soll das Lästern über die „verrückten“ Wünsche des Bauherrn losgegangen sein. Da hieß es oft von den Maurern: „Gib mal den krummen Stein da, der ist genau richtig für den verrückten Hoetger“.
So wurde das Kaffee Worpswede bereits während des Baufortschritts vom Volksmund „umgetauft“ in Kaffee Verrückt. Tatsache ist wohl, dass Hoetger mit seinem unbedingten Willen zur eigenen Gestaltung ein Bauwerk erschaffen hat, das uns bis heute begeistert. Oder bewundern wir insgeheim auch den besonderen Mut des Bauherrn?
Der Begriff „Kaffee Verrückt“ wird offiziel nicht verwendet. Für Bernhard Hoetger ergab sich möglicherweise ein Sondernutzen für seine Werbung und als Kunstgenie könnte es auch seine Absicht gewesen sein. Denn etwas „Verrücktes“ wird mehr beachtet als etwas „Normales“. Es war vielleicht sogar die besondere Werbeidee, die in eine Zeit passte, als „die Medien“ nur die Zeitungen waren. Außer natürlich die „Mund zu Mund Propaganda“, das WhatsApp der Vergangenheit. "Kaffee verrückt" verbreitete ich vielleicht schneller als das schlichte "Kaffee Worpswede".
Was wäre gewesen wenn Hoetger seine Gewerbeimmobilie, wie wir heute sagen würden, als schlichten, eher üblichen Bau ausgeführt hätte? Genau, damals würde niemand in dieser besonderer Weise darüber gesprochen haben. Vielleicht wäre das Haus längst abgerissen und durch einen weiteren Einheitsbau ersetzt worden.
Kann es sein, dass mehrere Faktoren zu diesem zentralen besonderen Bau geführt haben? War es die Freiheit, es zu denken? War es der Mut, es auszuführen? Oder darf man heute die phantasievolle Schlussfolgerung ziehen, dass krumme Steine und schiefe Balken mit künstlerischer Fantasie das Haus über die Epochen bewahrt haben? Darum ist Worpswede das Weltdorf der Kunst! Um dieses wundervolle Haus kümmert sich die Kulturstiftung Landkreis Osterholz.
TiPP
Das Kaffee Verrückt erschließt sich Ihnen mit diesem Wissen ganz anders als Sehenswürdigkeit in Worpswede. Das Haus beginnt zu sprechen und zu leben, Sie spüren, was uns an unserem Worpswede begeistert und was Sie in einen Bann zieht, der das Wesen der Kunst in uns weckt: Können, Freiheit, Inspiration, Mut und Respekt vor dem „anders sein“!
Lindenallee 1
27726 Worpswede
Öffnungszeiten:
Das Haus wird derzeit renoviert und kann nur von außen besichtigt werden.
Zugang über den großen Parkplatz in der Bergstrasse