Mackensen Eiche
In Worpswede stand bis 2017 eine uralte Eiche am Weyerberg, die ihre Ästhetik einem ungewöhnlichen Umstand verdankte. Sie war von dekorativen, gleichmäßigen Wuchs, wie er selten anzutreffen ist.
Am Thiergarten, so heißt in Worpswede ein Wanderweg, der über den Weyerberg führt. Er trifft dort auf den Fritz Mackensen Weg, der wiederum der Namensgeber dieser Eiche war und den Standort markiert.
Der Baum verband Worpswede mit den Jahrhunderten bereits vor der Entdeckung des Ortes durch die ersten Maler. Wie geschah es, dass dieser Solitär hier gedeihen konnte und die lange Zeit überdauerte? Wir werten diesen Baum auch heute noch als zwar vergangene Sehenswürdigkeit, aber als einprägsames Erlebnis, die Ereignisse auf einer Wanderung nachzuempfinden. Soweit überliefert war die Pflanzung des Baumes ein Teil der Historie des Ortes, wie sie selten anzutreffen ist. In dem damals abgelegenen und unbedeutenden Bauerndorf war ein Schloss in Planung. Lesen Sie mehr dazu unter Schlossbau 1650.
Zuvor soll der Weyerberg damals von den schwedischen Besatzungstruppen abgeholzt worden sein, was eine plausible Erklärung für die nachfolgende Zeit eines baumlosen Berges ist. Der zukünftige Schlossherr hatte danach das Grundstück für herausragende militärische Verdienste von der schwedischen Königin erhalten. Die Arbeiten begannen und der Bauherr kümmerte sich frühzeitig um die künftigen Außenanlagen des geplanten Schlosses und pflanzte neue Bäume für einen Park und Tiergarten.
Hier fand kurz darauf die mögliche Gefährlichkeit von Geschenken ihre philosophische Vollendung: Das besagte militärische Genie des Schlossherrn wurde eingefordert, er konnte nicht ablehnen und fiel im Krieg Schweden gegen Polen. Der Schlossbau kam zum erliegen, nur einige der gepflanzten Bäume überstanden die Zeit, darunter die Mackensen Eiche.
Wegen fehlender Überlieferung überspringen wir gut zweihundert Jahre. Ab 1884 erreichte die künstlerischen Möglichkeiten des Ortes eine Gruppe junger Maler. Fritz Mackensen gilt als der Entdecker Worpswedes. Ob es wirklich das besondere Licht am Himmel über Worpswede war, oder doch die Liebe zu Mimi Stolte, sei unserer Fantasie überlassen. Wir vertiefen diese Vermutung besser nicht. Der Name Mackensen Eiche sei entstanden, so wird vermutet, weil hier der berühmte Künstler Mackensen seine Mimi Stolte geküsst haben soll. Diese beiden Ereignisse von 1650 und 1890 geben uns wie die Jahreszeiten einen Eindruck davon, dass sich hier viel ereignet haben könnte, das sich unserem Zugriff entzieht. Wäre es doch nur möglich, den Baum zu befragen!
Media 2305m Text TiPPS, Foto: Maren Arndt ©. Messdaten Quelle: Baumkunde.
TiPP
Erleben Sie die im Geiste die Ereignisse aus alter Zeit. Sie erschließen sich auf einer Wanderung über den Wyerberg oder einer Führung zu den historischen Stätten.
Das fotografische Erbe der Eiche
Dieses Bilddokument kann im einzelnen oder als diese Collage bei Frau Arndt in vielen verschieben Größen erworben werden.
Wäre nicht die Fotokünstlerin Maren Arndt so hartnäckig im Umgang mit ihrer Kamera, hätte uns die Mackensen Eiche heute nicht aus ihrem Jenseits zu grüßen vermocht. Stellen wir uns den unfassbaren Aufwand bitte einmal vor. Wie oft mag Frau Arndt dort auf der Lauer gelegen haben, bis das Licht passte, der Baum im richtigen Stadium war und Windstille herrschte. Falls in einem Jahr zur bestimmten Jahreszeit diese Gelegenheit verpasst war, dauerte weitere 12 Monate für den erneuten Versuch.
Diese fotografische Erinnerung an die Eiche des Entdeckers Worpswedes, Fritz Mackensen, kann nicht hoch genug geschätzt werden und verdient darum einen Platz unter den Sehenswürdigkeiten des Künstlerdorfes Worpswede. Wenn auch nicht mehr als lebendiger Baum, so ist allein die Bilderserie eine Sehenswürdigkeit für die Kunst der Fotografie.
Eine besondere Würdigung erfuhr die Arbeit von Maren Arndt durch die Volksbank Worpswede, die diese Bilder erworben und in ihren Publikumsräumen ausstellt. Es ist eine sehenswerte Hommage an die Künstlerin selbst und an Worpswede.
Die Mackensen Eiche nach einem Sturm 2017. So sah die Eiche am Tag nach dem Orkan aus, oben links ist noch der Eichenfeuerschwamm Pilz zu sehen, durch den die Eiche geschwächt wurde. Fast 400 Jahre hatte sie jedem Sturm getrotzt, bis ein winziger Pilz die Oberhand gewann.
Messdaten der Mackensen Eiche
Typ: Baumveteran, Zugang: öffentlich zugänglich. Baumart: Trauben-Eiche, Alter: ca. 350 Jahre. Umfang: gemessen 6.48 m, Messhöhe (Umfang): 100 cm, Messdatum (Umfang): 16.07.2015, Ehemalige Höhe: ca. 20.0 m. 2017 bei Sturm Xavier auseinandergebrochen, östl. Stammteil treibt aus. Quellenangaben: Wege zu alten Bäumen 5/ Klaus Heinemann/ musicussi/ Baumlaeufer/ Herr Moritz.
Eine weitere Mackensen Eiche
Sie steht in Wennebostel, in der Nähe zu Mellendorf und in der Umgebung des Großraumes Hannover. Es mag eher ein Zufall gewesen sein, der zu dieser Namensgleichheit mit "unserer" Eiche in Worpswede geführt hat. Die Bezeichnung dieses Baumes geht zurück auf Generalfeldmarschall August von Mackensen, zu dessen Ehren die Eiche 1914 diesen Namen erhielt. (Quelle: Heimatrundblick Nr. 4/2017 - ISSN 2191-4257, Bericht: Dr.Jürgen Teumer)