Museum Torfschiffswerft Schlußdorf
Die Bedeutung dieser Torfkahnwerft wird deutlich wenn man bedenkt, dass bis zu 1.500 Torfkähne unterwegs waren. Allein 600 davon wurden genau hier gebaut von 1851 – 1951. Es war eine Zeit, in der es über hundert Jahre kaum Veränderung gab. Der Torfabbau war der zentrale Wirtschaftsfaktor dieser Zeit. Auf dieser Torfschiffswerft wurden die „Halbhuntschiffe“ gezimmert. Das Maß leitet ab von den Körben, die mit Torf befüllt wurden. Eine Art Standardmaß um die Mengen besser bestimmen zu können. Daher der Name: ein Halbhuntschiff konnte 50 Körbe Torf transportieren. Die größeren Kähne wurden für 100 Körbe Torf gebaut.
Aber warum wurden gerade hier die Halbhuntschiffe in dieser Menge angefertigt? Dieser Umstand liegt in den kleinen Kanälen, die zu und von den Torfstichen gegraben wurden. Nur 60 cm Wasserstand waren nötig, um einen Kanal befahren zu können. Aufträge für neue Schiffe kamen von einzelnen Moorbauern oder Interessengemeinschaften. Für kleine, häusliche Torfstiche lohnte ein eigener Torfkahn oft nicht. Diese Torfschiffswerft in Schlußdorf war also nahe zu ihren Kunden gelegen. Wie wurden die Torfschiffe gebaut?
Für Halbhuntschiffe waren die meisten Gräben und extra gebauten Kanäle noch gut schiffbar. Je weiter es hinauf ins Moor ging um so öfter waren auch kleinere Schiffe anzutreffen. Fuhren sie graben- oder flußabwärts sind die Torfkörbe auf größere Schiffe umgeladen worden. Häufig fanden sich größere Gemeinschaften zusammen für die Fahrt nach Bremen. Man half sich gegenseitig bei Treideln oder beim Passieren der Klappstaue und Schütte (Wasserbarrieren aus Holzbohlen). Die Torfkahnwerft musste die eigenwillige aufgerichtete Form am Bug der Kähne bauen, damit die Klappstaue gut überfahren werden konnten. Diese „moderne“ Form bildete sich erst mit der Erfindung der Klappstaue heraus. Zuvor war die Form zwar ähnlich um auf Unebenheiten im schlammigen Moorboden der Gräben noch etwas gleiten zu können.
TiPP
Im Museum der Torfschiffswerft sind in der Fachwerkscheune Arbeitsgeräte für den Torfabbau, den Bootsbau und Werkzeuge einer Holzschuhmacherei zu sehen. Im angeschlossenen kleinen „Werft-Café“ bietet sich die Gelegenheit zu einer Stärkung vor nächsten Erkundungen.