Torfstecher
Was ist ein Torfstecher? Torf ist in Schichten gewachsenes Torfmoos, das sich über Jahrtausende verdichtet hat und nun „abgestochen“ werden kann. Der Torfstecher arbeitete im Torfstich, denn das Teufelsmoor war für die Landwirtschaft praktisch ungeeignet, der Boden unfruchtbar und für die Weidehaltung von Vieh zu nass und zu weich. Die Moorbauern hatten ein karges Auskommen, Hunger und Not waren groß.
Mit der Moorkolonialisierung durch Jürgen Christian Findorff änderte sich das Bild und durch die neue Infrastruktur der Moorkanäle wurde begonnen, das Moor zu entwässern. Nun konnte das Land vielfach wirtschaftlich genutzt werden. Da der Torf der unteren Schichten, der Schwarztorf, einen hohen Brennwert hat, wurde der Abbau nun von fast allen Moorbauern als Nebenerwerb betrieben. Einen Torfstich gab es schließlich hinter fast jedem Gehöft, mal größer oder kleiner. Die Kanäle zur Entwässerung waren nun doppelt sinnvoll. Die Entwicklung ging mehr und mehr hin zur Bedeutung als Transportweg für den Torf auf Torfkähnen. Es war der Funke zu einer Entwicklung, durch die das Moor bis heute mit Torfabbaumaschinen abgetragen wird. Die dadurch hervorgerufe Freisetzung von CO2 wird zunehmend kritsich gesehen.
Doch zurück zu den Anfängen. Der Begriff „Torfstecher“ bezeichnete ein Berufsbild der Jahre ab etwa 1750 bis etwa 1950. So viele Menschen arbeiteten im Torfstich, dass schließlich mehr als 1.500 Torfschiffe zwischen Bremen und dem Teufelsmoor pendelten. Letztlich wurde der Brenntorf durch die Kohle verdrängt. Der Torfstecher wurde in der Region Teufelsmoor zur Legende und zu seinen Ehren gibt es in mehreren Orten ein Denkmal. Schließlich erhielt er stellvertretend für alle den Namen Jan. Davon abgeleitet wurde der heute allseits bekannte Jan von Moor. Wobei die Schreibweisen sich unterscheiden wegen der Herkunft aus dem Plattdeutschen. Darum ist neben der alten Form „Jan von Moor“ auch die moderne, hochdeutsche Form „Jan vom Moor“ zu finden.
In Worpswede wurde am 1. Mai 2016 ein Denkmal zu Ehren der Torfstecher vergangener Zeiten enthüllt. Bürgermeister Stefan Schwenke hielt die Festrede für die von Fioozeh Milbradt in Auftrag gegebene Skulptur. Am gleichen Tag wurde das seit 35 Jahren bekannte Geschäft „Worpsweder Fenster“ neu eröffnet als „Worpsweder Schlösschen“, heute (seit 2017) unter neuer Leitung.
Das Denkmal basiert auf der Historie Worpswedes und der Geschichte der „Teufelsmoorsaga“. Der Spaten der Torfstecher war das wichtigste Werkzeug und brachte damit mehreren Generationen Wohlstand. Der Spaten am Denkmal ist verzaubert. Berühren Sie die goldene Markierung und das Glück möge mit Ihnen sein. Die Metapher hinter der Symbolik sagt, es kommt eben darauf an wie die eigenen Werkzeuge eingesetzt werden, sei es durch Wissen, soziale Kompetenz, künstlerisches oder handwerkliches Können.
05rd2000 Media: Inhalte © TiPPS. Panoramen der Torfabbaugebiete: Foto von Maren Arndt.
TiPP
„Torfstecher“ ist eine Marke des TiPPS Medien-Verlages. Im Worpswede Wiki werden die passenden Produkte zur Figur, der Philosophie und der Teufelsmoorsaga vorgestellt. Das Denkmal steht heute (2020) in der Hembergstrasse Nr. 5. Das Worpswede Wiki beschreibt die Arbeit im Teufelsmoor, eines der größten und bekanntesten Moorgebiete der Region. Obwohl Hochmoore sehr verbreitet sind und die Arbeit der Torfstecher im Grunde überall ähnlich war, gab es im Teufelsmoor einige regionale Besonderheiten, wie sie nur hier zu finden sind. Je nach Beschaffenheit der Torfstruktur unterschieden sich vor allen die Spaten der Torfstecher von Moor zu Moor. Die Arbeitsweise der Torfstecher kann hier im Museum für aussterbende Berufe erlebt werden: Oll´n Handwarkers ut Worphausen un annere Dörper e.V.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Torfstecher für die Region Worpswede
Über zwei Jahrhunderte lang war dieser Beruf oder Nebenerwerb der Moorbauern so bestimmend, dass es nicht nur bei der Bezeichnung Torfstecher blieb. Schnell wurde aus dem Begriff eine ganz eigene Persönlichkeit, die fortan mit "Jan vom Moor" gerufen wurde. Jan von Moor, wie es plattdeutsch gesagt wird, hat sich als eine respektvolle Bezeichnung für die Torfstecher hier im Kulturland Teufelsmoor erhalten. In allen Museen in Worpswede zur Kultivierung des Moores wird der Torfstecher als "Jan von Moor" beschrieben. Zwar war der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff vor 200 Jahren eine reale Persönlichkeit, die diese Region durch gute Organisation wirtschaftlich voranbrachte. Dem Torfstecher "Jan von Moor" gebührt jedoch eine ähnliche Beachtung. Tausende von Torfstechern haben in mühevoller Arbeit den Brenntorf abgebaut und legten damit den Grundstein für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, die bis heute nachwirkt.
Aus Verbundenheit zum Teufelsmoor: Torfstecher als Sammlerobjekt
Seit 2016 steht das Denkmal für die Torfstecher in Worpswede. Inzwischen gibt es eine originalgetreue Nachbildung aus Kunststein und in verblüffender Bronzeoptik.
Der wunderbar milde Kräuterlikör "Torfstecher" wird in Kürze über das "Traditionskontor.de" mit den Produkten rund um die Teufelsmoorsaga angeboten.
Weitere Marken rund um den Torfstecher Jan vom Moor, das Teufelsmoor und Worpswede sind in Vorbereitung für ein neues Erlebnis der spannenden Moorwelt in Worpswede Neu St. Jürgen, virtuell und später auch als Erlebniswelt.
Torfstecher damals und heute
Diese seltene Landschaft im Huvenhoopsmoor bei Gnarrenburg, nicht weit von Worpswede, zeigt eine neu gestaltete ursprüngliche Hochmoorlandschaft im Teufelsmoor. Auf weiten Teilen des Gebietes wurde die Entwässerung verhindert. Nach und nach erobert die Natur dieses Gebiet zurück und Torfmoos beginnt wieder zu wachsen. Heute versuchen wir zu erhalten und zu bewahren. Aber wie muss es dem ersten Torfstecher gegangen sein in dieser Landschaft? Nur mit den Spaten wurden zuerst Kanäle zur Entwässerung gegraben. Danach, so eine Überlieferung aus dem Jahre 1863 (Johann Georg Kuhl, "Ein Ausflug ins Teufelsmoor"), standen nun die mächtigen Torfschichten zum Abstich bereit. Rechts und links der Kanäle wurden nun große Mengen Torf von der ersten Generation der Torfstecher abgebaut, die noch lange in Armut leben mussten. Die jeweils folgende Generation wurde bereits für damalige Verhältnissee wohlhabend. Sehr gut ist das zu verstehen, wenn die die großen alten Fachwerkhäuser mit den Moorkaten aus der selben Zeit verglichen werden.
Was mögen die ersten Torfstecher gedacht haben, wenn sie den industriellen Torfabbau von heute gesehen hätten? Die Szene wirkt fast bedrohlich, doch ist selbst diese Wüste kein Vergleich zum historischen Torfabbau. Im 18. und 19. Jahrhundert war es den Menschen gelungen, praktisch die gesamte Region Teufelsmoor "abzuernten" und den Torf zum Heizen zu verkaufen. Diese Zeiten sind vorbei, der Torf heute wird nicht mehr in Gärten verteilt, wie früher einmal. Dieser Abbau dient in kleiner Menge medizinischen Zwecken und die größere Menge wird in Substraten verarbeitet zur Pilzzucht u.a. Die Torfstecher von damals würden es wohl nicht glauben!
Heutzutage werden solche Flächen später renaturiert. Gleichwohl darf nicht vergessen werden, dass der Abbau von Pflanzenresten (was Torf genau ist wie Braunkohle oder Kohle) als klimaschädlich gilt (Freisetzung von CO2). Aber zu dieser Thematik fehlte dem Torfstecher der vergangenen Jahrhunderte das Wissen und sicher muss verstanden werden, dass die damalige Generation schlichtweg die Sorge um das Überleben hatte.