Weyerberg
Unser Weyerberg in Worpswede ist 54,4 Meter hoch. Mit etwas Humor betrachtet nehmen wir in Worpswede dieses Maß sehr genau, denn die Erhebung verdient die Bezeichnung „Berg“ im Verhältnis zur umgebenden Landschaft Teufelsmoor. Inmitten einer völlig flachen Region hat eben ein kleiner Berg eine große Bedeutung.
Schauen wir in der Zeit zurück. Wahrscheinlich, so sagt es die Forschung, entstand der Weyerberg zum Ende der vorletzten Eiszeit. Das umgebende Torfmoor wuchs in einem flachen See nach der letzten Eiszeit. Allein zwischen diesen Eiszeiten sollen 10 – 15.000 Jahre liegen. Bei der Zeit sind wir großzügig, bei der Höhe jedoch nicht! 54,4 Meter - wie schon gesagt!
Da wir unseren Berg soeben mit Humor betrachtet haben, hier die Entstehungsgeschichte aus der Überlieferungen der Märchen und Fabeln: Es gab einst den Riesen Hüklüt und der verspeiste auch Menschen. Mit einer List wurde der Riese ins Moor gelockt. Zuvor jedoch sollte er seine großen Taschen mit Sand füllen, was er tat. Durch das Gewicht versank der Riese im Moor und vor Wut schleuderte er den Sand von sich. Sie ahnen es, das wurde der Weyerberg. Der Riese hieß übrigens Hüklüt.
Aber nicht nur heute, schon aus grauer Vorzeit sind Siedlungsspuren auf und um den Weyerberg zu finden. U.a. Steinwerkzeuge und Schmuck der Jungsteinzeit sowie Urnengräber aus der Zeit um 1.100 v.Chr. Um 500 v.Chr. wurde das Gebiet verlassen, da das sich das Klima abkühlte. Zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung Worpswedes 1218 sind acht Bauernhöfe bekannt. Die Siedlungsentwicklung am Weyerberg begann also schon Jahrhunderte zuvor. Zu dieser Zeit war das Klima evtl. wärmer als heute, Grönland (Grünland) wurde besiedelt und in Norwegen wuchs Wein. Das mag regional gewesen sein, ebenso wie die nachfolgende mittelalterliche Eiszeit in Europa. Zum Nachdenken über den Klimawandel zur erneuten Erwärmung der Neuzeit hat der Weyerberg nun einen Steg als Bootsanleger. Der Steg am Weyerberg ist ein völlig unerwarteter Haltepunkt bei einer Wanderung und ein Ort der Besinnung zu den Problemen der Zeit. Am Steg hängen Rettungsringe und ein Boot liegt bereit, falls das Meer ansteigt.
Unerwartete Erlebnisse bietet der Weyerberg aber auch aus der Zeit von vor 100 Jahren. Auf der Kuppe steht ein gewaltiges Denkmal, 18 Meter hoch aus Backsteinen gemauert. Besuchen Sie den Niedersachsenstein. Dieses Kontrastprogramm lässt nachdenken wie sich Ansichten, Deutungen und kollektive Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändern.
Kommen wir zurück zur höchsten Anhöhe im Teufelsmoor. Vor hundert Jahren war der Weyerberg nicht bewaldet. Die Aussicht in alle Richtungen war grandios und ganz sicher konnten die Segel der vielen Torfkähne in der Landschaft bis Bremen erkannt werden. Und umgekehrt? Auf der Rückfahrt von Bremen muss der Weyerberg eine Landmarke für die Torfschiffer gewesen sein, die signalisiert hat: „Gleich seid ihr zu Hause!“ Ähnliches gilt auch für die Kirche Worpswede auf dem Weyerberg, die vor über 200 Jahren sehr weit sichbar gewesen sein muss. Das ist sie bis heute, denn auf Karten, Fotos und Gemälden ist der charkateristische Kirchturm allgegenwärtig.
Wie exponiert gelegen und wie schön muss es bereits schon früher hier gewesen sein? Am Weyerberg war ein Schlossbau (Schloss Worpswede) geplant der jedoch tragisch nicht vollendet wurde.
Worpswede mit dem Weyerberg war und ist heute ein Sehnsuchtsort der natürlichen Schönheit mitten in einer Moorlandschaft, die es so nur hier gibt. Was hat der Berg nicht alles erlebt? Die Eiszeit oder der Riese haben ihn erschaffen, erste Siedler haben seinen Schutz gesucht und Bauern von hier aus das umliegende Moor kultiviert. Ein Fürst wollte vielleicht beste Aussicht und Status und ein späteres monumentales Denkmal bleibt in seinem ureigenen Sinn rätselhaft. In den 1950er Jahren war am Weyerberg ein großflächiger Sandabbau geplant. Dieser hätte unseren traditionsreichen Ort unwiederbringlich in seiner Geschichte und Identifikation verändert. Ohne Weyerberg kein Worpswede! Der Widerstand aus Worpswede hat diese Planung verhindert. Mehr dazu Stiftung Worpswede.
Erst das Wissen um die Geschichte und die Geschichten geben dem Weyerberg Persönlichkeit. Eingefangen von dieser Stimmung wurde bereits Fritz Mackensen, der 1890 mit einem schlichten Satz alle Wunder dieser kleinen Bergwelt zusammenfasste: "Es lebe der Weyerberg - es ist einfach herrlich hier!"
00rd20mt Media: Text by TiPPS / Bild: TiPPS und ©Maren Arndt, Grund-Info aus Wikipedia.
TiPP
Finden auch Sie zu dieser Erkenntnis in Worpswede. Der Weyerberg erwartet Sie zu Fuß, mit dem Rad und mit einem Natur- und Wissenserlebnis der Gästeführungen. Anstatt dass wir schreiben, entdecken Sie die „kleinste Bergwelt im Norden“!
Der Weyerberg und die Umgebung
Der wohl schönste und schnellste Zugang zum Weyerberg ist die Lindenallee in Worpswede. Sie haben richtig gelesen, der schönste Zugang! Kommen Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Von zentralen Parkplatz in der Bergstrasse geht es direkt auf die Lindenalle, vorbei an der Tourist-Info. Kommen Sie NICHT mit dem Auto. Die Strasse endet schließlich auf einem Feldweg und umrundet den Berg. Die Kuppe ist nur ohne Auto zu erreichen! Von der Lindenalle gleich rechts geht ein Feldweg zum Friedhof Worpswede an der Kirche. Dort sind viele berühmte Künstlerinnen und Künstler begraben.
Diese berühmte alte Kugeleiche auf dem Weyerberg trug den Namen des Entdeckers Worpswedes für die Kunst: Fritz Mackensen. Der Name Mackensen-Eiche hat sich dazu eingeprägt im Zusammenhang mit den Erlebnissen Mackensens auf dem Weyerberg. Seit 2017 gibt es diese alte Eiche nicht mehr. Als eines der alten Erinnerungsstücke an die Ersten Maler soll der Baum hier im Bewusstsein bleiben, fotografiert von Maren Arndt.
Lesen Sie mehr über das Leben diesen wunderbaren Baumes unter "es war einmal in Worpswede". Ein Klick auf das Bild führt Sie dorthin.
Mackensen Eiche am Weyerberg
Diese Bilder im Wechsel der Jahreszeiten sind vielleicht das eindrucksvollste Zeugnis aus der Lebenszeit dieser berühmten Eiche, die es seit 2017 nicht mehr gibt. Ein Sturm beendete das Leben dieses geschichtsträchtigen Baumes.