Wie wurden Torfkähne gebaut?
Wie wurden die Torfkähne eigentlich gebaut? Das Torfschiffswerft Museum zeigt in einer Dauerausstellung wie es möglich war, dass hunderte Torfkähne gebaut werden konnten. Beim Betrachten der einfachen Werkzeuge erscheint diese Aufgabe unmöglich. Und doch wurde sie bewältigt mit schwerer Handarbeit, Ausdauer und Können. Bevor ein Torfkahn fertig wurde, musste Bäume gefällt, gesägt, getrocknet und transportiert werden. Der Schmied fertigte das Werkzeug für die Bearbeitung und für den Torfabbau. Der Bau des Kahns selbst verlangte die Holzbearbeitung, die Materialien für Nägel, Scharniere und das Tauwerk. Auch jedes Segel musste speziell für die Torfkähne angepasst werden.
In früheren Zeiten zimmerten die Schiffsbauer nur aus der Erfahrung heraus. Später dann, im 20. Jahrhundert wurden mehr und mehr präzise Pläne für Torfkähne angefertigt. Allein auf dieser restaurierten Werft sollen bis zu 600 Torfkähne entstanden sein. Dem Heimatverein Schlußdorf e.V. ist es zu danken, dass diese historische Betriebsstätte erhalten und gepflegt wird.
Eine funktionierende Wirtschaft brauchte auch im Teufelsmoor die Kette der Dienstleistungen von der Idee zum Produkt. Die Idee war, das Moor zu besiedeln. Damit war Jürgen Chistian Findorff beauftragt, der die notwendige Infrastruktur aufbaute indem er Ortschaften gründete und Kanäle bauen ließ. Die Siedler bekamen Land, sie hatten Torf, der in meterhohen Schichten lag (...auch heute noch!). Um dieses an sich wertlose Material bekam durch die Erschließung durch Kanäle im Teufelsmoor plötzlich einen Wert, der dieser Region Arbeit und am Ende sehr bescheidenen Wohlstand brachte. Der Torf wurde im Torfstich abgebaut. Die Menschen der Zeit verehrten Findorff bis über den Tod hinaus und errichteten ein Denkmal auf dem Weyerberg. Denn eine funktionierende Organisation brachte Erfolg, ohne den die Not unbeschreiblich gewesen wäre (und damals oft immer noch war).
Doch zurück zu dem Bau der Torfkähne. Wenn es Aufträge für 600 Torfkähne allein auf dieser Werft gab, wie wertvoll musste der Torf gewesen sein, um alle diese Aufträge für Torfkähne zu bezahlen? Die größer werdende Stadt Bremen verlange nach Brennmaterial. Einst wurden in der ehemaligen Werft Torfschiffe gebaut. In diesen sogenannten Halbhuntschiffen konnten damals bis zu 50 Körbe mit Torf transportiert werden. Heute sind in der Fachwerkscheune Arbeitsgeräte für den Torfabbau, für den Bootsbau und Werkzeug einer Holzschuhmacherei zu sehen. Außerdem ist ein Torfschiff in seinem Originalzustand zu sehen. Viele Fotos zeigen, wie die Moorbauern der Teufelsmoorregion gelebt und gearbeitet haben.
TiPP
Hier in der Torfschiffswerft werden die Zusammenhänge zwischen dem Bau der Schiffe und der Arbeit im Moor deutlich. Das Museum ist phantastisch aufgebaut und lädt Sie ein zu einer Zeitreise in die Welt unserer Vorfahren.
Museum Torfschiffswerft Schlußdorf in Worpswede
Die gepflegte Anlage ermöglicht einen guten Überblick zum Bau von Torfkähnen. Die Originale der Zeit sind ausgestellt.
Als wären Handwerker nur im Feierabend, so schaut die Werkstatt heute aus. Zur Zeit des aktiven Betriebes müssen hier Torfkähne in allen Baustufen gelegen haben und viele Menschen sind hier gleichzeitig beschäftigt gewesen. Anders ist die Bauleistung nicht zu erklären.